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#1 – Alle Anfänge führen nach Ruhm

 

Warum dieses Projekt hier unnötig weiter aufschieben. Man wird ja auch nicht jünger, oder? Ich werde dieses Jahr immerhin 28. Die besten Jahre sind wohl schon vorbei. Und für die erste Ausgabe meiner Cuolumne finde ich den Titel und das Thema eigentlich ziemlich passend: „Anfänge“.

Ich weiß nicht, wie viele von euch, so wie ich, schon mal etwas anfangen wollten und gemerkt haben, wie schwierig allein der erste Schritt sein kann. Wahrscheinlich äußert sich das bei jedem anders, aber ich möchte heute ein paar Gedanken und Erfahrungen zum Thema Anfänge mit euch teilen. Also, Kinders, spitzt die Lauscher: Onkel Cuong erzählt euch wat – willkommen bei meinen bescheidenen Anfängen und gelegentlichen Verzweiflungen.

 

Alle Anfänge sind schon schwierig

Denkt mal daran, wie oft ihr euch schon vorgenommen habt, etwas Neues zu starten: ein Hobby, einen Job, eine Beziehung – vielleicht mit einem Tinder-Dude, der vier Stunden am Tag bouldert und Craft-Bier trinkt … ist alles andere als leicht. Wie viele von euch haben sich wohl schon gedacht: „Oh, ich könnte ja anfangen, Modellflugzeuge zu bauen“ – einmal gesagt, nie gemacht. Kommt schon mal vor – beim Modellbau aber wahrscheinlich eher selten … Aber ihr versteht, was ich meine: anfangen und dann aufhören ist das eine. Aber gar nicht erst anfangen?

Das Problem beginnt oft im Kopf. Man zögert, denkt zu viel nach, und zerdenkt alles. Dann kommen die Fragen: „Was, wenn...?“ und plötzlich ist man gehemmt, schiebt alles auf und landet schnell bei „Soll ich? Soll ich nicht?“ ... OnlyFans starten? „Und wenn ja – wie viel soll ich dabei anhaben?“ Fragen über Fragen. Gedanken über Gedanken. Und ehe man sich versieht, sucht man nach Gründen, es nicht zu tun.

 

Uff – zu verkopft

Warum fängt man nicht an? Angst vor Fehlern. Perfektionismus. Überforderung. Oft sucht man eher nach Ausreden, statt nach Motivation. Man vergleicht sich, denkt, andere hätten Erwartungen an einen – dabei ist das meistens Quatsch. Der Druck ist hausgemacht.

Aber ganz im ernst, ich kann mich nicht daran erinnern, wann ich das letzte Mal nicht verkopft an ein Projekt rangegangen bin. Ich will immer, dass es gut wird. Oder besser gesagt: perfekt. Für euch, natürlich. Aber mal ehrlich – völliger Bullshit. Hat nie funktioniert und wird es wohl auch nie. Selbst wenn ich einen Film für den Netflix-Abend auswähle, ist der erste meistens Mist. Außer Ryan Reynolds spielt mit.

Mein größtes Problem ist aber die Zeit. Wenn man wenig davon hat und gleichzeitig ein ungeduldiger kleiner Asiate ist, ist das eine richtig blöde Kombination. Ich stress mich selbst, mache Fehler, weil ich zu wenig Luft zum Atmen lasse. Und dann kommt der Gedanke: „Jetzt muss das geilste Ding kommen, alle erwarten das!“

Ich komme aus einer strengen vietnamesischen Familie. Für meine Eltern war klar: Ich soll abliefern. Ich soll performen. Ich soll slayen – wie die Kids heute sagen würden. Bis heute höre ich die Stimme meiner Mutter: „Das wird jetzt hoffentlich eine Eins.“ Und genau dit will ich, die Erwartungen erfüllen: eine Eins für meine Illustration, für den Verkauf, für den gebratenen Reis, fürs Studio-Kloputzen – und für alles, was ich aufgebaut habe uuuund gerne noch zusätzlich fünf Sterne bei Google. Wollt ick nur mal so nebenbei gesagt haben.

 

Nicht nur ein Anfang

Das größte Projekt meines Lebens? Mein Kind. Also nicht biologisch. Sondern: Cuongs Creative Market – kostet aber genauso viel Zeit und Geld wie ein echtes. Es steckt noch immer in den Anfängen, aber es ist ein Anfang mit vielen Kapiteln. Der Anfang aber war alles andere als glorreich. Als ich die Nase voll von Kundenaufträgen hatte, wurde mir klar: Dit kannst du nicht ewig machen. Ich brauchte ein zweites Standbein – aber eins, das trotzdem in meinem Bereich liegt. Also suchte ich nach Alternativen und schrieb Ideen in mein Notizbuch. Zwischen „Atelier-Café“ und „täglich Blut verkaufen“ stand dann: Creative Store. Ein Laden für kreative Produkte.

Erst dachte ich an Drucke von Kolleg:innen, dann an Künstlerbedarf und Arbeitsmaterialien für Kreative. Warum eigentlich nicht?

Also schrieb ich Listen, machte Pläne und dachte über Finanzen nach. Und dann, wie es bei jeder guten Ideenfindungsphase so ist, legte ich alles erstmal auf Eis und machte mit meiner Arbeit weiter. Der Gedanke, dass alles professionell wirken muss, damit Künstler:innen mir ihre Werke anvertrauen – plus die Frage, was das alles kosten wird und wie man das ohne Einzelhandelserfahrung stemmen soll – setzte mich krass unter Druck. Irgendwann war mein Kopf so voll und alles wirkte so verkrampft, dass ich kaum noch Luft bekam.

Ich entschied mich schließlich, mich für ein Masterstudium in Berlin zu bewerben. Stellte mir aber ein klares Ultimatum: Du bewirbst dich nur an dieser einen Uni. Wenn sie dich nicht nimmt, machst du diesen Laden auf.

Joa … wie sich die meisten wahrscheinlich denken können: Ich wurde nicht angenommen :I

 

How to anfangen

Ehrlich gesagt will ich euch nicht mit Details über den Ladenaufbau langweilen – im Grunde war es eine Mischung aus Zufall, Glück, Ehrgeiz, Tränen, Blut, Staub, Schweiß und einem Kredit. Was ich aber gelernt habe: Ohne Anfang kein Ziel. Und ein Ziel zu erreichen kann unglaublich erfüllend sein. Man muss nicht alles sofort perfekt machen – es reicht, einfach anzufangen.

Ich arbeite oft mit Checklisten: Ganz oben steht das Ziel – zum Beispiel: „Laden eröffnen.“ Darunter schreibe ich die Schritte, die nötig sind, um dahin zu kommen: Businessplan, Standort finden, Finanzierung klären. Und dann Unterpunkte für die Unterpunkte – z. B. „Businessplan schreiben – wie geht das eigentlich?“ So strukturiere ich mir meinen Weg.

Perfektionismus kann dich lähmen – ganz los wird man ihn nie. Ich wollte es auch sofort „richtig“ machen. Das Sortiment meines Ladens war am Anfang winzig: ein paar Karten, ein paar Drucke, ein bisschen Farbe, ein paar Pinsel. Ich hatte Angst, dass Leute durchs Fenster schauen, lachen und denken: „Dit soll ein Einzelhandel sein?“ Also versuchte ich krampfhaft, das Sortiment zu erweitern. Was ich erst später verstanden habe: Es war für den Anfang total okay, wie es war. Wichtig war, dass es überhaupt losging. Der Rest kam Schritt für Schritt – mit jeder Woche, mit jedem Umbau. Und aus Fehlern? Lernt man eben. Zum Beispiel: Ich wollte den Künstlerbedarf unbedingt durchziehen – allein schon, weil ich über Zehntausende Euro reingesteckt hatte. – und hab mich viel zu lange daran festgeklammert. Aber es war von Anfang an zum Scheitern verurteilt: schlechte Einkaufskonditionen, keine Chance gegen die großen Anbieter, wenig Umsatz. Und es hat vor allem Platz weggenommen – Platz, den ich besser nutzen konnte. Irgendwann habe ich’s eingesehen, den Kram verkauft – mit Verlust – und Raum geschaffen. Für neue Ideen. Für Ausstellungen. Für Partys. Für euch kleinen Racker.

In genau den Räumen, in denen ihr heute Bilder anschaut, auf meinem Nacken Bier trinkt und bis nachts tanzt – genau da standen früher Zeichenblöcke und Pinsel.

Alle Anfänge sind schwer. Noch schwerer, wenn man sich an Fehlern festklammert und gleichzeitig an sich selbst zweifelt. Aber ohne Anfang kein Resultat. Und wenn man Fehler macht? Dann eben draus lernen. Heute weiß ich besser, was funktioniert. Ich habe mein Konzept geschärft, mich fokussiert – auf das, was einerseits besser läuft und andererseits mehr Spaß macht. Seitdem ist das schönste Kompliment, das man mir machen kann? Wenn jemand einfach sagt: „Danke für deine Arbeit.“ Oder mir fünf Sterne bei Google dalässt. Es bleibt ein langer, komplizierter Weg zum Erfolg. Und man wird sich wohl noch oft verlaufen und vor so mancher hohen Wand stehen – aber ich glaube, ich bin auf einem verdammt guten Weg. Ich bin froh, dass ich angefangen habe.

 

Diese Weisheit, Bruder: „Wer nicht anfängt hat schon verloren!“

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